Bei Steinkäuzen wird der Nachwuchs regelmäßig von beiden Elternteilen gemeinsam versorgt. Allerdings ist zu befürchten, dass ein Altvogel alleine mit der Versorgung von gleich drei hungrigen Jungvögeln überfordert ist. Zudem besteht ein hohes Risiko, dass nach einem erfolgreichen Habichtzugriff möglicherweise auch das zweite Elternteil geschlagen wird.

Die Kleinen jetzt ihrem Schicksal zu überlassen, würde also vermutlich nicht gut ausgehen. Erfahrene Eulenschützer haben daraufhin entschieden, die noch vollkommen unselbstständigen Jungvögel der Nisthöhle zu entnehmen und - nach sorgfältiger Untersuchung - auf andere, etwa gleich alte Steinkauzbruten zu verteilen.

Nahezu alle Vogelarten (darunter auch die Steinkäuze) unterscheiden in ihrem Nest nicht zwischen eigenem und fremden Nachwuchs. Zählen können Vögel auch nicht. Was den Schnabel nur weit genug aufsperrt, wird gefüttert. Wichtig ist nur, dass die Elternteile auch in der Lage sind, alle vorhandenen Küken ausreichend zu versorgen und das die Küken in etwa gleichalt sind, damit sie sich nicht gegenseitig benachteiligen.

Einige Wochen später habe ich erfahren, dass alle drei Küken im Bild die Umsiedlung gut überstanden haben und flügge geworden sind. Es war also - wenn auch eine schwere - definitiv richtige Entscheidung. Dabei hat es mir für das regionale Steinkauzvorkommen wirklich leid getan. Die hiesige, ohnehin stark gefährdete Population hätte den Nachwuchs sicher gut gebrauchen können.